Meine goldene Regel…

 

 

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Servus!

Es ist wieder Mal Zeit für einen neuen Beitrag hier.
Heute: Meine goldene Regel, als Künstler und auch generell… plus etwas, das aktuell ansteht und in diesem Licht betrachtet werden will.

Also schieß los, junger Mann… Bin ich mit meinen 32 Jahren noch als jung einzustufen? Egal…
Genug des Vorgeplänkels. Diese goldene Regel ist weniger ein Gesetz, sondern mehr eine Frage, welche ich mir stelle, bevor ich mich an so Aufgaben mache, wie einen Artikel schreiben oder Texte & Themen auswählen für Auftritte und so. Diese lautet:
Was will ich gesagt/geschrieben/veröffentlicht/vorgetragen haben, falls ich direkt danach aus heiterem Himmel erschossen werden würde?

Und diese Frage gibt mir den richtigen Fokus. Den Fokus dafür, mich dem zu widmen, was mir wirklich wichtig ist, was mich wirklich motiviert und was rausgeschrien werden muss. Und sie bewahrt mich davor meine Zeit zu verschwenden oder irgendeinen Bullshit abzuliefern, aus welchen Gründen auch immer.
Manchmal hemmt uns die Angst, wirklich das rauszubringen, was wir eigentlich zu sagen haben, manchmal sind wir zu ehrgeizig und spielen uns absichtlich kontrovers auf, um künstlich zu polarisieren oder wir wollen vergangene Erfolge reproduzieren. Das ist alles gleichermaßen dumm. Diese Frage mir selbst gestellt hilft mir dabei nicht in eine dieser Dummheitsverhaltensweisen zu geraten. Die Frage bringt mich auch zu meinem eigenen Selbst und hilft mir Unabhängigkeit von anderen zu gewinnen.
Denn das ist es, was alleine zählt: Was habe ich wirklich zu sagen? Dann ist es egal, ob es irgendjemand anderem gefällt oder missfällt. Sobald ein Künstler sich nach (möglichen) Kritikern richtet, hat er schon verloren, ist er verloren. Charles Bukowski hat das mal irgendwie auch so gesagt, aber ich finde das Zitat gerade nicht, was solls.
Jedenfalls bin ich auch davon überzeugt, dass das Gegenteil ebenso gilt: Wenn ich (scheinbar egoistisch) einfach das raushaue, was ich raushauen will, dann werde ich genau die richtigen Menschen damit ansprechen, treffen und berühren. Auf die andern ist sowieso geschissen.

Das ist nicht immer einfach das zu finden, was für einem selbst gerade am meisten zählt. Wir wurden ja auch unsere ganze Schulzeit lang und im Studium hart darauf getrimmt genau das abzuliefern was andere hören und lesen wollen von uns. Am schlimmsten kommt es, wenn sich das dann auch noch mit der Kunst vermischt, also wenn du zum Beispiel was Kreatives studierst und dabei von Professoren deine Werke beurteilen lassen musst. Zum Kotzen. Aus diesem „Gefällt-es-den-Kritikern“-Gedanken-Gefühls-Labyrinth muss man erstmal wieder rausfinden. Zum Glück ist dieser Kelch an mir vorübergegangen und ich habe meine Kreativität seit der Schulzeit nur noch frei ausgelebt.
Trotzdem gerate auch ich des Öfteren in diesen Kritikern-gefallen-wollen-Modus und dann hilft mir diese Frage. Dann hilft mir der imaginäre Sensenmann, der nach vollendetem Werk da auf mich wartet. Und ich sage, was ich zu sagen habe, damit ich in Ruhe und mit mir selbst im Reinen sterben kann…

Letzten Herbst stand ich da zum Beispiel vor so einer Herausforderung. Ich hatte für einen Auftritt beim Pecha Kucha (der Link führt zu einer späteren Veranstaltung) mit einen großteils lustigen Vortrag anscheinend das Publikum überzeugt, bekam Lob von einer professionellen Kabarettistin und wurde von der lokalen Presse zum Interview geladen. Ziemlich nice alles. Und paar Wochen darauf stand mein erster Poetry Slam an. Natürlich war ich versucht mir für diesen Bühnengang wieder etwas nach ähnlichem Schema zurechtzulegen, um damit das Publikum wieder zu überzeugen. Vielleicht hätte mir ein Geschäftsmann sogar dazu geraten oder im Sport würde ich selbst sagen, dass bewährte Konzepte beibehalten werden sollen. Als Künstler ist das anders. Und das spürte ich allmählich… als der Auftritt immer näherkam und da kreativ nichts aus mir floss… als sich da leider nicht das nächste comedy-reife Stück aus mir ergoss. Genau in dieser Schaffenskrise kam mir dann zum Glück diese goldene Frage in den Kopf. Was will ich loswerden, falls mich der Tod nach meinem Auftritt in die Arme nimmt? Und ich hatte eine Antwort. Es war November, Anti-Frühling und so war ich auch gestimmt. Nicht halbwegs so schlimm drauf, wie in der Situation von dem dann das vorgetragene Gedicht handelte, aber doch musste einfach diese Sache raus: Ausgebrannt. Shit ja, damit, dies quasi rauszuschreien, damit fielen Zentnerlasten von mir ab…
Und ja, ich bekam auch dafür Applause. Aber nicht diesen überschwenglichen „Dieser-Typ-hat-gerade-mein-Zwerchfell-gefickt“-Applause, wie er vielleicht bei so einem Dichterwettstreit von Vorteil sein könnte um vorne mitzumischen, sondern so einen Applause und so ein Feedback, bei dem ich merkte, dass ich ein paar Menschen wirklich traf. Und das ist es, was die Seele mag.

Gerade stehe ich wieder vor der Herausforderung den passenden Text für einen Auftritt zu finden, beziehungsweise stand, denn ich habe mich entschieden. Nächste Woche werde ich im Rahmen von dem Projekt con_taktsperre eine Geschichte lesen. Eine Geschichte über ein erfreulicheres Thema als dieses da einst im Herbst, denn jetzt ist es Frühling, genauso wie es das damals vor 7 Jahren war, als die Gegebenheit zu dem nun vorzutragenden Text entstand… Halte die Augen auf und sei dabei, wenn es zur Walpurgisnacht dann heißt: „Acid in Bavaria – Pizza, Bier & Ego-Tod“.
Ich glaube, diese Geschichte muss ich jetzt loswerden, bevor mich im Anschluss der imaginäre Sensenmann holt…

In dem Sinne,
bleibts gesund, bleibt bei euch und bis bald!
Andy